Vögel im Botanischen Garten

Brütende Vögel im Botanischen Garten München-Nymphenburg

Im Jahr 2018 wurde eine umfassende Zählung der Vögel im Botanischen Garten München-Nymphenburg vorgenommen. Das Ergebnis: 45 Vogelarten wurden im Garten entdeckt, 26 Arten brüteten sogar im Garten.

Die Analyse des Brütverhaltens und die Untersuchung der Reviere der Vögel ermöglichte es Léna de Framond Benard, die optimale Route für das zukünftige Monitoring zu bestimmen. Die 785 m lange Strecke gewährleistete die Erfassung aller brütenden Arten, reichte aber nicht aus, um ihre Dichte zu bewerten. Vergleiche zwischen den Arten sollten also vermieden werden. Auf der Grundlage der Phänologie und des Verhaltens der Vögel sowie der veröffentlichten Protokolle für die Vogelbeobachtung empfiehlt de Framond Benard in ihrer Publikation, zwei Zählungen an sonnigen Tagen, eine Ende April und eine Anfang Juni, die jeweils eine Viertelstunde nach Sonnenaufgang beginnen.

A comprehensive census of the birds in the Munich Botanical Garden during the 2018 breeding season revealed the presence of 45 bird species, of which 26 were effectively breeding.
The analysis of the birds’ behaviour and territories enabled me to determine the optimal route for future monitoring. This 785-m-long route ensures the detection of all breeding species, but is insufficient to assess their density. Therefore, between-species comparisons should be avoided. Based on the birds’ phenology and behaviour and published protocols for bird monitoring, I recommend two counting sessions on sunny days, one at the end of April and one at the
beginning of June, each beginning fifteen minutes after sunrise.

Die Publikation von Léna de Framond Benard, das wissenschaftliche Poster sowie eine Präsentation der Ergebnisse können Sie hier downloaden.

Die Arbeit wurde betreut von Prof. Dr. Susanne Renner.

Breeding birds in the Munich Botanical Garden: assessment of the 2018 populations and methods for future monitoring
Präsentation Breeding Birds of the Botanical Garden

Vogelarten

Drosseln

Amsel (Turdus merula)

Die Amsel ist einer der häufigsten Vögel in unseren Gärten und Parks. Die Männchen sind an ihrem schwarzen Federkleid und dem gelben Schnabel leicht zu erkennen. Die braun gefärbten Weibchen sind besser getarnt. Der Gesang der Amsel ist sehr melodisch und enthält oft Imitationen anderer Vögel oder sogar von Handyklingeltönen. Bei der Amsel zieht nur ein Teil der Tiere nach Süden, insbesondere die Jungvögel. Daher zählt sie zu den Teilziehern.

Wacholderdrossel (Turdus pilaris)

Die Wacholderdrossel ist eine etwa amselgroße, robuste Drossel. Durch den hellgrauen Kopf und den hellgrauen Bürzel unterscheidet sie sich deutlich von den anderen hier vorgestellten Arten.

Ihr Revier verteidigt die Wacholderdrossel vehement, indem sie mit Artgenossen Krähen oder Greifvögel attackiert und sogar mit Exkrementen bespritzt. Man kann die Wacholderdrossel das ganze Jahr über beobachten, obwohl sie ein Zugvogel ist. Das liegt daran, dass die bei uns brütenden Individuen zwar weiter nach Süden ziehen, im Winter dafür aber durch nördlichere Populationen, die ebenfalls nach Süden ziehen, ersetzt werden.

Misteldrossel (Turdus viscivorus)

Die Misteldrossel ähnelt in ihrer Färbung der Singdrossel, ist aber mit 26 – 29 cm deutlich größer. Außerdem sind die schwarzen Flecken auf der Brust eher rund und nicht pfeilförmig. Im Botanischen Garten ist sie ein Wintergast.

Singdrossel (Turdus philomelos)

Eine weitere häufig zu beobachtende Drossel im Botanischen Garten ist die Singdrossel. Ihr Gesang ist unverkennbar, ihr Repertoire besonders reichhaltig. Alle Motive die von ihr gesungen werden, werden zwei bis vier Mal wiederholt. Genau wie die Amsel ist auch die Singdrossel ein Frühaufsteher. Ihre Gesänge hört man meistens schon deutlich vor dem eigentlichen Sonnenaufgang.

Meisen

Meisen sind in der ganzen nördlichen Hemisphäre sowie im tropischen Afrika verbreitet. Die meisten Arten leben in China und den Afrotropen. Neueste genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass in diesen Artenhotspots auch der Ursprung der verschiedenen Meisen liegt.

Blaumeise (Cyanistes caeruleus)

Die Blaumeise hat eine blaue Oberseite und einen gelben Bauch. Das Gesicht ist blau-weiß mit einem schwarzen Augenstreif. Häufig sieht man Blaumeisen, wenn sie an den äußeren Zweigen von Bäumen nach Insekten suchen – auch ab und an kopfüber. Als Lebensraum bevorzugen die Blaumeisen Orte mit vielen Gehölzen: Laub- und Mischwäldern, Parks oder (Botanische) Gärten.

Kohlmeise (Parus major)

Die Kohlmeise ist unsere größte Meise. Man trifft sie häufig in Parks und Gärten an. An ihrer gelben Unterseite mit einem schwarzen Strich kann man sie gut erkennen. Bei Männchen ist dieser Strich sehr stark ausgeprägt, bei Weibchen etwas dünner. Jungvögel haben insgesamt eine etwas mattere Färbung.

Tannenmeise (Periparus ater)

Die Tannenmeise bevorzugt Nadelwälder als Lebensraum. Auf den ersten Blick sieht die Tannenmeise wie eine kleine Kohlmeise aus, die Färbung ist aber weniger intensiv und der schwarze Bauchstreif fehlt.

Haubenmeise (Lophophanes cristatus)

Die Haubenmeise stellt ähnliche Ansprüche an ihren Lebensraum wie die Tannenmeise. Auch sie brütet im Nadelwald. Daher kann man sie im Botanischen Garten im Arboretum gut beobachten, während sie im Nymphenburger Schlosspark kaum zu finden ist. Dieser recht kleine Vogel (etwa 11 cm groß) trägt seinen Namen aufgrund der ausgeprägten Kopfhaube, die er je nach Situation unterschiedlich stark aufrichtet.

Spechte

Spechte sind meist leichter zu hören als zu sehen. Durch ihr charakteristisches Hämmern an Baumstämmen sind sie trotzdem nicht schwer zu erkennen. Spechte sind ideal an das Zimmern von Nisthöhlen angepasst. Ihre Füße und Krallen sind kräftig, so dass sie sich gut an Baumstämmen festhalten können. Ihre Schwanzfedern sind verstärkt, damit sie als Stütze und Gegenlager beim Hämmern dienen können. Der Schnabel ist meißelförmig und sehr stabil. Aber auch im Flug sind Spechte leicht an ihrer typischen bogenförmigen Flugbahn zu erkennen.

Buntspecht (Dendrocopos major)

Der Buntspecht ist der häufigste der schwarz-rot-weißen Spechte. Er hat kräftig rote Unterschwanzdecken und ungezeichnete Flanken. Im Winter besucht der Buntspecht gelegentlich Futterhäuschen und hängt dann an Meisenknödeln. Er ernährt sich zu dieser Zeit aber auch von Zapfen, die er in Rindenspalten klemmt und dann leert. Solche Futterstätten werden als Spechtschmiede bezeichnet.

Grünspecht (Picus viridis)

Auch der Grünspecht brütet im Botanischen Garten. Wie der Name schon verrät, ist seine Grundfarbe grün. Der Bürzel des Grünspechts ist gelbgrün und sein Scheitel bei Männchen und Weibchen rot. Als Jungvogel ist das gesamte Federkleid stark gefleckt. Das ganze Jahr über ernährt sich der Grünspecht überwiegend von Ameisen, sogar im Winter kann er sie aufspüren. Dazu gräbt er Tunnel in den Schnee, um an die Ameisenhügel zu gelangen. Entgegen des allgemeinen Trends sinkender Vogelzahlen stiegen die Bestände des Grünspechts zwischen 1991 und 2010 stark, was ihm den Titel Vogel des Jahres 2014 einbrachte.

Finken

Grünfink (Carduelis chloris)

Der Grünfink ist ein sehr kräftig gebauter Vogel mit einem auffälligen gelben Flügelfeld, das sich vom ansonsten grünen Gefieder deutlich absetzt. Ein Grünfinkenpaar kann bis zu drei Bruten im Jahr schaffen. In diesem Fall werden die fast flüggen Jungvögel vom Männchen versorgt, während das Weibchen schon wieder Eier legt.

Seit 2009 werden im Sommer vermehrt größere Zahlen apatischer oder bereits verendeter Grünfinken in der Nähe von Futterstellen gemeldet. Dies liegt häufig an einer Trichomaden-Infektion, gegen die Grünfinken aus bisher unbekannten Gründen anfälliger als andere Vogelarten sind. Die Übertragung erfolgt meist an warmen Sommertagen an Futterstellen und Vogeltränken. Sollte ein kranker Vogel gefunden werden, muss die Fütterung sofort eingestellt und der Futterplatz gründlich gereinigt werden. Generell sollte bei der Vogelfütterung auf Futtersilos umgestellt werden, da diese hygienischer sind als gewöhnliche Futterhäuschen.

Buchfink (Fringilla coelebs)

Buchfinkmännchen sind aufgrund ihres charakteristischen Gesangs und der auffälligen Färbung leicht zu erkennen, während Weibchen eher schlicht gefärbt sind.

Im Flug sind allerdings beide Geschlechter gut an den weißen Flügelbinden zu erkennen. Der Buchfink sucht seine Nahrung häufig am Boden, weshalb er kurzgrasige Flächen bevorzugt.

Stieglitz (Carduelis carduelis)

Der Stieglitz hat ein auffälliges, rotes Gesicht sowie einen gelben Flügelstreif. Dass er bevorzugt Distelsamen frisst, hat ihm in manchen Regionen den Namen Distelfink eingebracht. Leider wird der Stieglitz immer noch häufig illegalerweise gefangen und als Stubenvogel gehalten. Als Vogel des Jahres 2016 soll er ein Botschafter für Artenvielfalt und Farbe in Agrarräumen sein.

Wer klettert da am Stamm?

Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla)

Der Gartenbaumläufer hat sich auf das Absuchen von Baumstämmen nach Insekten spezialisiert. Er läuft allerdings immer nur nach oben und hängt nie kopfüber am Stamm. Er hat einen langen, feinen Schnabel, um Insekten unter der Rinde hervorzuholen. Durch seine braune Musterung des Rückens ist er kaum von der Rinde des Baumes zu unterscheiden, wenn er sich nicht bewegt.
Der Gartenbaumläufer ähnelt dem Waldbaumläufer sehr. Letzterer ist aber viel seltener und im Botanischen Garten kaum zu beobachten.

Kleiber (Sitta europaea)

Der Kleiber ist der einzige Vogel, der kopfüber am Baumstamm herunterlaufen kann. Dies ist für ihn nützlich, denn so kann er gut hinter der Rinde versteckte Insekten finden und mit seinem langen, spitzen Schnabel hervorholen. In Mitteleuropa hat der Kleiber einen rostbeigen Bauch und einen blaugrauen Rücken, während russische Vertreter dieser Art einen weißen Bauch haben.
Der Kleiber ist ein Höhlenbrüter. Wenn die Eingangsöffnung seiner Bruthöhle zu groß ist, verengt er sie, indem er Erdklümpchen am Rand festklebt und mit dem Schnabel festklopft. Von diesem Kleben leitet sich auch der Name „Kleiber“ ab.

Die besten Sänger

Singdrossel (Turdus philomelos)

Die Singdrossel ist etwas kleiner als die Amsel. Ihre Oberseite ist einfarbig braun, die Unterseite gelblich weiß mit zahlreichen pfeilförmigen, schwarzen Flecken. Sie benutzt Steine als Amboss, um Schneckenhäuser aufzubrechen. An den zerbrochenen Schneckenschalen kann man diese „Drosselschmieden“ gut erkennen. Hört man eine Singdrossel, steht der Frühling meist direkt vor der Tür: Die Singdrossel ist von den Zugvögeln der Erste, der aus seinem Winterquartier, oft schon Anfang März, zurückkehrt. Die kräftigen Flötentöne und der teils schrille Gesang sind bis zu 1 km Entfernung zu hören.

Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)

Ein weiterer Winzling im Botanischen Garten ist der Zaunkönig. Aufgrund seiner braunen Färbung ist er häufig schwer zu beobachten. Sieht man ihn dann doch, ist der kurze Schwanz, der fast immer steil nach oben gerichtet ist, ein gutes Erkennungszeichen. Trotz seiner Größe kann der Zaunkönig erstaunlich laut singen. Im Winter hält sich der Zaunkönig gerne im Schilf auf und kann daher gut am großen Teich beobachtet werden.

Rotkehlchen (Erithacus rubecula)

An seiner roten Brust lässt sich das Rotkehlchen leicht identifizieren. Aber auch der Gesang dieses Vogels, der sogar im Winter zu hören ist, erfreut viele Besucher:innen. 1992 zum Vogel des Jahres gewählt, steht das Rotkehlchen noch immer als Botschafter für den dauerhaften Naturschutz. Es profitiert von der naturnahen Gestaltung von Gärten und Parks. Durch den Strukturreichtum im Botanischen Garten fühlt es sich hier besonders wohl.

Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)

Die Mönchsgrasmücke ist ein Vogel, den man fast immer zuerst hört, bevor man ihn auch sieht. Mit ihrer grauen Färbung ist die Mönchsgrasmücke sehr gut getarnt. Den einzigen Farbtupfer stellt die Kopfhaube auf, die bei Männchen schwarz, bei Weibchen aber rotbraun ist. Bei Erregung ruft die Mönchsgrasmücke ein hart schnalzendes „täck“, während der Gesang mit klaren und kräftigen Flötentönen häufig als wehmütig beschrieben wird.
Immer häufiger lässt sich die Mönchsgrasmücke auch im Winter beobachten, da immer mehr Tiere bei uns überwintern, statt in den Süden zu ziehen.

Die Kleinsten und die Größten

Wintergoldhähnchen (Regulus regulus)

Mit nur 8.5 – 9.5 cm Körperlänge ist das Wintergoldhähnchen der kleinste Vogel Europas. Es hält sich überwiegend in Baumkronen auf, wo es ruhelos hin- und herhüpft und durch seine hohe Stimme auf sich aufmerksam macht. Bei Erregung lässt sich der gelbe bis gelborange Scheitel, der von zwei schwarzen Streifen flankiert wird, gut erkennen.

Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapilla)

Das Sommergoldhähnchen ist wie das Wintergoldhähnchen winzig, nämlich nur 9 – 10 cm. Unterscheiden kann man die beiden Arten am breiten, weißen Überaugenstreif und dem schwarzen Augenstreif, die nur das Sommergoldhähnchen besitzt. Die Stimme des Sommergoldhähnchens ist etwas tiefer als die des Wintergoldhähnchens.

Rabenkrähe (Corvus c. corone)

Die Rabenkrähe ist der größte Singvogel im Botanischen Garten. Durch die Größe von bis zu 51 cm und das komplett schwarze Gefieder ist sie leicht zu erkennen. Die Rabenkrähe ist sehr nahe mit der Nebelkrähe (Corvus c. cornix) verwandt. Diese beiden Arten haben sich erst in der letzten Eiszeit aufgespalten. Heute findet man die Rabenkrähe in Mittel- und Südwesteuropa, die Nebelkrähe eher im Osten Europas. Ihre Hybridzone verläuft unter anderem durch Nordeuropa. Da Hybride zwischen Raben- und Nebelkrähe mehrere Generationen lang fruchtbar sind, wird noch immer diskutiert, ob die beiden Gruppen wirklich eigene Arten sind oder es sich nur um Unterarten der gleichen Spezies handelt.

Eichelhäher (Garrulus glandarius)

Der Eichelhäher trägt seinen Namen nicht zu unrecht. Er kann bis zu 10 Eicheln in seinem Kropf transportieren, die er als Wintervorrat im Boden versteckt. Viele davon findet er auch unter einer dicken Schneedecke wieder, was ein Beweis für sein gutes Gedächtnis ist. Manche Eicheln kommen aber auch zur Keimung, und so trägt der Eichelhäher wie auch das Eichhörnchen zur Verbreitung seines Futterbaumes bei. Außerdem kann der Eichelhäher andere Vogelstimmen sehr gut immitieren. Sogar geübte Vogelbeobachter vermuten oft zunächst andere Vogelarten, bevor sie den Eichelhäher erblicken.

Über weitere Arten wie beispielsweise Graureiher (Ardea cinerea), Sperber (Accipiter nisus) und verschiedene Wasservögel lesen Sie in der Publikation der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern e.V.

350 Jahre Vogelwelt Nymphenburger Schlosspark
Herausgeber: Ornithologische Gesellschaft in Bayern e.V. (gegr. 1897)
Zoologische Staatssammlung München, Münchhausenstr. 21, 81247 München
Internet: www.og-bayern.de, E-Mail: info@og-bayern.de
Sonderheft zu Band 52 des Ornithologischen Anzeigers, ISSN 0940-3256
159 Seiten, 363 Farbfotos, 4 Tabellen